Tag 6 – Båtsfjord bis Kirkenes
Östlich vom Nordkapp bis zur russischen Halbinsel Novaya Zemlya erstreckt sich die Barentssee. Unmittelbar ab dem Nordkapp bewegt sich die Schiffahrtslinie der Hurtigruten in mehr oder weniger ungeschützten Gewässern. D.h. keine vorgelagerten Inseln, die Wind und Wellen abhalten.
Schon zum Dinner am Vorabend rutschte Besteck von den Tischen und quer durch den Raum. Jetzt machte sich das Anti-Rutsch Gedeck, das an jedem Platz liegt, bezahlt und hielt zumindest Teller und Tassen an Ort und Stelle. Suppe konnte bequem passiv gelöffelt werden. Einfach den Löffel an den Schalenrand halten und warten bis die Flüssigkeit hineinschwappt.
Die Nachtruhe gestaltete sich ebenfalls schwierig. Beim Eintauchen des Bugs ins Wellental wurde man in die Matratze gedrückt, um einen Augenblick später bei Erreichen des Wellenkamms wieder von dieser angehoben zu werden. Fast wie ein Parabelflug.
Später in der Nacht wechselte das Stampfen des Rumpfes in eine Rollbewegung und ließ uns im Bett vor und zurück rutschen, bzw. nach rechts und links rollen. Je nach Ausrichtung der Koje.
In dieser Nacht zeigte sich die erstaunliche Anpassungsfähigkeit des Gehirns an das ständige Schwanken des Untergrunds der vergangenen Tage. Die meisten Passagiere steckten diese starke Bewegung nun leichter weg, als noch am ersten Morgen. Bester Indikator ist die Anzahl der zu den Mahlzeiten anwesenden Personen. Gegen Ende der Reise gab es hier deutlich weniger verwaiste Plätze. Hätten wir eine derartige Passage am ersten Seetag erfahren, wäre die Aussicht an der Reeling sicherlich viel häufiger besucht worden.
Kirkenes Rush hour
Bedingt durch den Sturm und Verzögerungen bei der Frachtverladung in der Nacht kam die MS Lofoten mit über einer Stunde Verspätung in Kirkenes an. Das sorgte für eine Straffung des Zeitplans vieler Passagiere. Einige mussten dringend zu ihrem Rückflug, andere hatten eine Exkursion gebucht, für die nun weniger Zeit blieb.
Wir hatten für Kirkenes reichlich Zeit eingeplant und konnten in Ruhe den Mietwagen übernehmen, der uns in den nächsten Tagen etwas Mobilität verschaffen wird. Das scheint hier recht ungewöhnlich zu sein. An jeder der nächsten Stationen werden wir gefragt, wann wir spätestens zurück sein müssen. Wenn wir sagen, das wir Zeit haben, löst das freundliches Erstaunen aus.